Was Sie über Schimmel wissen sollten

 

Feuchtigkeit ist eine der Hauptursachen für Schimmelbildung in Gebäuden. Voraussetzung ist ein entsprechendes Nahrungsangebot: z. B. Zellulose (Tapeten, Gipskartonplatten) oder anderes Material in Wandbeschichtungen und Bodenbelägen, aber auch Staub und Schmutzreste. Außer den Gebäudeteilen wie Wände, Decken, Fensterrahmen können auch Möbel, Kleidung, Bücher usw. befallen werden. Die Feuchtigkeit kann folgende Ursachen haben (vgl. Feuchtigkeit):

  • defekte Wasserleitungen (Heizung, Dachentwässerung etc.);
  • Eindringen von Schmelz- oder Regenwasser wegen schadhafter Dachabdichtung, undichten Mauerwerks etc.;
  • Unglücksfälle: Waschmaschinenablauf, Löschwasser, Hochwasser etc.,
  • Kondenswasser (oder Tauwasser) – tatsächlich das Hauptproblem, das besonders in den jüngeren Zeiten des Energiesparens viel (juristischen) Streit zwischen Mietern und Vermietern ausgelöst hat:
    • Raumluftfeuchtigkeit schlägt sich auf kühlen Bereichen von Zimmerwänden (oder an Fenstern etc.) nieder – dort (oder an anderer Stelle, wohin das Wasser eventuell abfließt) entsteht bei vorhandenem Nahrungsangebot Schimmel. Die Luftfeuchtigkeit rührt nicht nur vom Baden und Kochen her, sondern auch vom Atem und Schweiß der Bewohner, insbesondere in Schlaf- und Kinderzimmern. Einzelne Bauschimmelarten treten ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 % auf, ab 80 % fast alle übrigen.
    • Bei Gebäuden, die bis etwa 1975 errichtet wurden, war bereits die Tauwasserbildung an Fenstern und der Innenseite von Außenwänden bekannt. Allerdings wurde die Schimmelbildung durch eine permanente natürliche Wohnraumlüftung vermieden. Der für die Raumhygiene notwendige Luftwechsel wurde dadurch gewährleistet, dass Fenster und Türen aufgrund ihrer Konstruktion unbemerkt ein Entfeuchten der Raumluft herbeiführten. Zum Zwecke der Energiesparung wurden die Fensterkonstruktionen in vielen dieser Gebäude durch so dichte Fenster ersetzt, dass der Austausch zwischen feuchter Raumluft und trockener Außenluft nunmehr gezielt durch Lüften herbeigeführt werden muss. Wetterabhängig (besonders im Sommer) kann jedoch Lüften auch die Feuchtigkeit der Raumluft erhöhen (besonders bei Kellerräumen); dann ist eher Heizen (oder sogar ein technisches Entfeuchtungsverfahren) angebracht.
    • Niederschlag von Raumluftfeuchtigkeit (also Kondenswasser) nimmt mit der relativen Feuchtigkeit der Raumluft zu. Bei gleichem Wassergehalt (absolute Luftfeuchtigkeit, H2O etwa in g/m3) ist diese umso höher, je geringer die (Innen-)Temperatur ist. Daher wird stets geraten, einerseits auch bei Abwesenheit zu heizen und andererseits das Lüften rechtzeitig so zu beenden, dass Raumwände und Mobiliar nicht auskühlen (Stoßlüften statt Fensterkippen). – Die Temperatur der Raumluft differiert i. Allg. zwischen verschiedenen Stellen eines Raums, insbesondere mit der Nähe zu einer Wärmebrücke (unzureichende Wärmedämmung) oder einer Kaltwasserleitung, auch zwischen verschiedenen Bereichen einer Wohnung oder eines Hauses abhängig von Nutzung/Heizung. Damit schwankt die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb eines Raums oder – bei offenen Durchgängen (Türen) – zwischen Bereichen der Wohnung/des Hauses. Relevant für Schimmelwachstum ist die relative Luftfeuchtigkeit an der Oberfläche der bedrohten Nährsubstanz.
    • Undichte Dampfsperrfolien an Innendämmungen oder in Dachkonstruktionen lassen feuchte Raumluft in die Dämmmaterialschichten eindringen und kondensieren (vgl. Wärmedämmung).
    • An der Wand stehendes Mobiliar kann eine ähnliche Wirkung wie eine Innendämmung ohne Dampfsperre haben. Es behindert die Erwärmung der Wandinnenseite und sorgt so für eine Verschiebung des Taupunkts zur Raumseite hin. Ohne eine ausreichende Absperrung des Wasserdampfs kommt es vermehrt zu Kondensation.
    • Die Raumluft nahe einer Wärmebrücke, also einer kühlen Stelle einer Wand, bleibt umso wärmer, je schneller sie durch Strömungen im Raum ausgetauscht wird.[13] Fehlt diese Belüftung, so sinkt die Temperatur und steigt die relative Luftfeuchtigkeit an der kühlen Wandstelle. Auch daher kondensiert Feuchte mit folgender Schimmelbildung besonders dort, wo geschlossenes Mobiliar zu dicht an Außenwänden steht und eine Hinterlüftung nicht gewährleistet ist.
    • Neben Unterbinden des Luftaustauschs durch dichtere Fugen (s. o.) bestehen (nachträgliche) Wärmedämmungsmaßnahmen gewöhnlich darin, ältere Fenster durch solche mit besser dämmendem Rahmen und Glas einzusetzen. Dies kann dazu führen, dass Raumluft vermehrt an verbleibenden Wärmebrücken (etwa Fensterlaibung) niederschlägt und dort Schimmel hervorruft – vgl. Lüften und Wärmedämmung. Allgemein fällt auf, dass Schimmel in Innenräumen gerade erst nach nachträglichen Wärmedämmungsmaßnahmen auftritt. Vermieter/Bauherren können danach Streit mit Bewohnern zu vermeiden versuchen, indem sie auf das veränderte erforderliche Lüftungsverhalten hinweisen (z. B. Merkblatt). Die Verantwortung bleibt noch bei Vermietern/Bauherren in Bezug auf die Dämmung aller Wärmebrücken (s. o.). Bei Schimmel an der Fensterlaibung ist z. B. zu prüfen, ob die Rahmendämmung fehlerfrei durchgeführt wurde.
    • Als Beispiel kann ein Fall dienen, der einem Urteil vom Landgericht Hamburg zu Grunde liegt: Isolierverglaste Fenster wurden in einem schwach wärmegedämmten Haus eingebaut. Die Vermieter händigen ein Merkblatt über Lüftungsverhalten den Mietern aus. Dennoch nehmen Feuchtigkeitsschäden zu, im Erdgeschoss wächst Schimmel. Eine Klage der Vermieter gegen eine entsprechende Mietminderung wird im wesentlichen abgewiesen. Das Landgericht schrieb in der Begründung: „Die Verpflichtung des Mieters, sein Wohnverhalten baulichen Veränderungen anzupassen, findet dort ihre Grenze, wo das Maß des Zumutbaren überschritten wird.[...] Mieträume müssen in bauphysikalischer Hinsicht so beschaffen sein, daß bei einem Wandabstand der Möbel von nur wenigen Zentimetern, wie er im allgemeinen bereits durch das Vorhandensein einer Scheuerleiste gewährleistet ist, sich Feuchtigkeitsschäden durch Tauwasserniederschlag nicht bilden können [...]. Was das Lüften betrifft, kann es dem Mieter nicht angesonnen werden, über den Tag verteilt mehrfach gründlich zu lüften, nur um einen Mangel der Bausubstanz auszugleichen.“
    • Präzisere Angaben finden sich schon im Wikipedia-Artikel über Luftfeuchtigkeit. Biologisch ist eigentlich die Wasseraktivität – der aw-Wert – relevant; im Wesentlichen ist jedoch bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von N Prozent der aw-Wert gerade N/100. Die Wasseraktivität, die sich raumseitig an der Oberfläche eines Bauteils einstellt, hängt vom Feuchtegehalt der Raumluft und der Oberflächentemperatur des Bauteils ab. In der kalten Jahreszeit liegt diese Oberflächentemperatur besonders in Raumecken, hinter Schränken usw. typischerweise deutlich unter der Lufttemperatur im Raum. Ein aw-Wert von 0,8 oder mehr ist, wenn er längere Zeit vorliegt, eine typische Voraussetzung für die Entwicklung von bautypischen (wohnungstypischen) Schimmelpilzen. (Die anderen Voraussetzungen, nämlich Pilzsporen und Nährstoffe, sind meist ohnehin vorhanden.)

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